Der Auftritt von John Cage in Donaueschingen 1954 markiert den Moment, in dem die neue Musik in Europa zum ersten Mal in ihren Grundfesten erschüttert wurde. Anfang der zwanziger Jahre hatte der Österreicher Arnold Schönberg noch hochgemut gemeint, seine Zwölftontechnik würde der deutschen Musik die Vorherrschaft für die nächsten hundert Jahre sichern. 1933 zerstob der Traum, und auch seine Wiederbelebung nach dem Ende der Naziherrschaft war – nicht nur für die „Als Cage in Donaueschingen die Vogelpfeife blies“ weiterlesen
Kategorie: Komponisten
Der Komponist Michael Quell und die Dark Matter
Der Komponist Michael Quell schreibt Musik für wache Zeitgenossen. Unterscheidet man zwischen Kompositionen, die unmittelbar über ihren Klang zum Hörer sprechen und ihr Innerstes wortlos offenbaren, und solchen, die ihr Potenzial erst in Verbindung mit begrifflicher Reflexion zur Entfaltung bringen, so gehören seine Werke fraglos zur zweiten Kategorie. „Der Komponist Michael Quell und die Dark Matter“ weiterlesen
Vokalwerke von Cecilie Ore
Die CD von Cecilie Ore beginnt vielversprechend: Die Aufforderung „Come to the Edge“ – es ist zugleich der Titel des ersten Stücks – wird eindringlich und variantenreich, aber nie aufdringlich wiederholt. Die weichen Dissonanzen des homophonen, harmonisch raffinierten Chorsatzes verleihen der Aussage „Vokalwerke von Cecilie Ore“ weiterlesen
Ein wacher Geist – Erinnerung an Hans Zender
„Die Zeiten klingen zusammen, nicht im Sinne einer Harmonie, sondern oft genug als Widerspruch“, heißt es in einer Notiz von Hans Zender zu seinen „komponierten Interpretationen“, den künstlerischen Neudeutungen alter Werke. Es ist ein typischer Zender-Satz. Und am Schluss seiner Überlegungen zur kreativen Neulektüre alter Werke fasst er seine von wachem Einfühlungsvermögen geleitete Künstlerhermeneutik so zusammen: „Ein wacher Geist – Erinnerung an Hans Zender“ weiterlesen
Aldeburgh und Benjamin Britten
Aldeburgh ist noch immer eine erste Adresse unter den internationalen Musikfestivals. Dies nicht nur in musikalischer Hinsicht, sondern auch was tiefere Erkenntnisse zu aktuellen Befindlichkeiten angeht, und das heißt im Jahr 2019: Zum allgegenwärtigen Streit um den Brexit. „Aldeburgh und Benjamin Britten“ weiterlesen
Giorgio Battistelli: „I Cenci“

Giorgio Battistelli ist ein Opernkomponist mit einer Neigung zu extravaganten, bisweilen auch grausamen Stoffen, und so musste er fast zwangsläufig auf den Theatertext stoßen, den Antonin Artaud 1935 über den Fall der Beatrice Cenci verfasste. Beatrice war die Tochter des korrupten und moralisch verkommenen Grafen Cenci, eines römischen Adligen aus der Zeit der Spätrenaissance; sie wurde von ihm vergewaltigt und „Giorgio Battistelli: „I Cenci““ weiterlesen
Salvatore Sciarrino: Cosa resta
Seiner Komposition „Cosa resta“ für Streichquartett und Stimme hat Salvatore Sciarrino einen Text zugrundegelegt, der auf bestürzende Weise schmucklos daherkommt. Diese lapidare Sachlichkeit, dieser Verzicht auf alle poetischen Metaphern, Feinheiten der Syntax und subjektiven Ausdrucksvaleurs! Etwas „Unkünstlerischeres“, Banaleres ist als Textbasis für eine Komposition nicht denkbar: „Einige wurmstichige Fässchen; 1 Kupferkanne mit vier „Salvatore Sciarrino: Cosa resta“ weiterlesen
Eduard Brunner und Helmut Lachenmann
Der 2017 kurz vor Vollendung seines 78. Lebensjahrs verstorbene Klarinettist Eduard Brunner war an der Uraufführung von insgesamt vier Kompositionen von Helmut Lachenmann beteiligt. 2005 gab er in einem Gespräch einen Einblick in seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Komponisten. „Eduard Brunner und Helmut Lachenmann“ weiterlesen
Francesco Hoch koloriert Mario Bottas „Steinerne Blume“
Wer sich am letzten Samstag im August zum Gipfel des Monte Generoso aufmachte, wurde dort auf 1700 Metern über Meer mit einer Raumklanginstallation von Francesco Hoch konfrontiert. Für die Bergstation des gemächlich die Hänge ermporklimmenden Zahnradbähnchens hatte der Architekt Mario Botta seine „Fiore di pietra“ („Steinerne Blume“) entworfen, ein ambitioniert gestaltetes Bauwerk mit „Francesco Hoch koloriert Mario Bottas „Steinerne Blume““ weiterlesen
Die Sinfonie X von Dieter Schnebel

In Dieter Schnebels Schaffen nimmt die „Sinfonie X“ die Stelle eines Opus summum ein, in dem die gedanklichen Entwicklungen und musikalischen Erfahrungen aus mehreren Jahrzehnten kompositorischer Praxis zusammenfließen. Die große klassische Idee der sinfonischen Form verbindet sich mit den experimentellen Konzepten der späten fünfziger bis frühen siebziger Jahre zu einer ebenso gewagten wie imposanten Synthese des scheinbar Unvereinbaren. „Die Sinfonie X von Dieter Schnebel“ weiterlesen